In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du schnell und unkompliziert Faux Calligraphy lernen kannst. Es ist gar nicht schwer!
Das Erste, was ich höre, wenn Menschen mit mir über das Bullet Journal sprechen, geht oft in die immer gleiche Richtung: „Das ist nichts für mich, meine Schrift ist nicht schön genug.“ Ich versuche dann immer zu erklären, dass es nicht darum geht, das schönste Journal zu führen, sondern um das System an sich. Welche Vorteile es hat und wie unglaublich praktisch es ist. Dass es das Potenzial hat, dein Leben wirklich zu erleichtern und verbessern.
Ich merke dabei aber auch jedes Mal, dass mein Gegenüber skeptisch bleibt. Aus diesem Grund möchte ich hier nun eine Möglichkeit vorstellen, wie man seine Handschrift schnell und einfach aufpeppen kann.
Das System nennt sich „Faux Calligraphy“, was so viel wie „falsche“ oder „gefälschte“ Kalligraphie bedeutet. Im Gegensatz zur klassichen Kalligraphie benötigst du in diesem Fall keine besondere Feder und Tinte sowie eine ganze Menge Übung, sondern einfach nur einen Stift und ein bisschen Zeit.
Los gehts!
Schritt 1: die Buchstaben
Um einen Text in Faux Calligraphy zu erstellen beginnst du zunächst mit ganz normalen Buchstaben in Schreibschrift. Nimm dir dafür zu Beginn etwas Zeit und probiere verschiedene Varianten aus. Wichtig ist, dass du deine eigene Handschrift nicht zu sehr verstellst oder versuchst, zu verändern. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es dir schwerfallen wird, immer daran zu denken den Buchstaben anders als gewohnt zu schreiben.
Achte dabei darauf, etwas Abstand zwischen den einzelnen Linien der Buchstaben zu lassen und nicht zu eng zu schreiben. Den so entstandenen Platz wirst du im nächsten Schritt brauchen!
Auf dem Bild siehst du als Beispiel das ABC in meiner Schreibschrift, so wie sie sich in den letzten Monaten herauskristallisiert hat. Auffallend ist hier vielleicht, dass das n und das u quasi gleich aussehen. Ich habe mir das irgendwann zu Schulzeiten so angewöhnt und bekomme es nun mittlerweile nicht mehr aus meinem Schriftbild heraus. Aber anhand des Kontexts ist in den meisten Fällen schnell klar, um welchen Buchstaben es sich handelt :)
Du siehst also, erlaubt ist, was dir gefällt und was dir leicht von der Hand geht. Du solltest nichts erzwingen müssen und es muss auch nicht immer perfekt sein.
Schritt 2: die doppelte Linie
In zweiten Schritt kommt das ganze Geheimnis von Faux Calligraphy zum Tragen. Der Trick ist es, alle Linien, bei denen du den Stift von oben nach unten geführt hast, ein zweites Mal daneben zu zeichnen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um lange Strecken handelt oder nur um kleine Rundungen wie den i-Punkt oder die Schleife des b’s. Auch kannst du selbst entscheiden, auf welcher Seite des Buchstabens zu die Linie ziehst. Manchmal erübrigt sich die Frage alleine aufgrund des Platzangebots, in anderen Fällen ist es einfach Geschmackssache. Auch entscheidest du mit deiner Wahl genauer über die Größe deiner Buchstaben und kannst sie anpassen.
In diesem Zusammenhang kannst du nun auch kleine Korrekturen vornehmen. So habe ich zum Beispiel das l noch einmal neu modelliert, da es mir etwas zu „flach“ geraten ist. Es spielt dabei übrigens keine Rolle, ob der Zwischenraum der beiden Linien etwas unordentlich wird, im nächsten Schritt wirst du ihn ohnhin übermalen.
Wenn du möchtest, kannst du nun auch noch fehlende Striche hinzufügen oder etwas zu kurz geratene Linien erweitern. In einigen Fällen kann es auch sein, dass der Platz zwischen den beiden Linien so gering ist, dass es Sinn macht, ihn direkt auszumalen. Das ist besonders häufig bei Punkten oder kleinen Schleifen der Fall.
Schritt 3: das Ausmalen
Nun bist du auch schon beim letzten Schritt angelangt. Dabei füllst du jetzt nämlich einfach nur den in Schritt 2 entstandenen Zwischenraum mit deinem Stift aus. Achte aber darauf, dass du zunächst wirklich innerhalb der beiden gezogenen Linien bleibst und nicht darüber hinaus malst.
Wenn du nun alle Buchstaben bearbeitet hast, kannst du erneut einige Korrekturen vornehmen. Manchmal wirken einige Striche im Gesamtbild etwas zu kurz oder zu dünn. Mit einem feinen Stift kannst du jetzt noch alles ausbessern, was dich stört. Ich habe auf dem Bild zum Beispiel den Strich des f’s noch etwas verbreitert.
Und das wars nun auch schon! Es ist wirklich gar nicht schwer oder wahnsinnig aufwendig. Sobald du dir einmal die Zeit genommen hast, herauszufinden, wie dir dein Schriftbild am besten gefällt, kannst du einfach eine Routine abspulen.
Welche Stifte sind denn für Faux Calligraphy geeignet?
Eigentlich ist es nur wichtig, dass die Stifte nicht so leicht verwischen. Für die Begrenzung der Buchstaben verwendest du am besten einen sehr feinen Stift, damit du genug Spielraum hast für die zweite Linie. Zum Ausmalen kannst du dann auch eine etwas dickere Mine wählen.
Hier musst du nur darauf achten, dass die Tinte in angemessener Zeit trocknet. Ansonsten besteht die Gefahr, den gerade fertiggestellten Buchstaben beim Ausmalen der nächsten Zeile zu verwischen. Auch solltest du einen Stift wählen, der nicht so leicht ausblutet sondern klare Konturen behält.
Ich benutze, wie für alle anderen Schreibarbeiten im Bullet Journal auch, die schwarzen PITT Artist Pens von Faber Castell. Für die ersten Schritte wähle ich immer den Stift in der Größe S, das ist gleichbedeutend mit der kleinsten Spitze im Set. Je nachdem wie groß die Buchstaben sind, die ich gerade zeichne, wechsle ich für das Ausmalen den Stift. Sind sie etwas größer, greife ich zu einer etwas dickeren Mine mit der Bezeichnung F.
Diese hat den Vorteil, dass ich weniger Zeit benötige bis ein Buchstabe fertig ist und ich zudem die feine Spitze des anderen Stifts schonen kann. Für eher kleinere Schriften kann er aber unter Umständen schon zu breit sein. Am besten, du probierst einfach aus, was für dich und das Papier, auf dem du schreibst, die beste Lösung ist!
Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick in das Konzept der Faux Calligraphy geben. Im zweiten Teil der kleinen Serie zeige ich dir dann meine Großbuchstaben.
Wenn du dich generell für das Thema Handlettering interessierst, haben wir auch dafür einige Artikel auf dem Blog: Lea hat einen Beitrag über Tipps und Tricks für Anfänger verfasst sowie eine Review zu einem Handlettering Buch. Außerdem hat sie verschiedene Möglichkeiten für die Gestaltung von Zitaten gezeigt.
Selbstverständlich ist auch mein Schriftbild nicht perfekt und an manchen Tagen will es auch einfach nicht so gelingen, wie ich es mir wünschen würde. Da hilft aber einfach nur dranbleiben und weitermachen. Beim nächsten Mal wird es wieder besser klappen, versprochen :)
Wie gefällt dir diese Art des Schreibens? Nutzt du sie selbst für dein Bullet Journal oder verwendest du eine ganz andere Methode? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Toller Tipp!